Gladenbach (sval). Die Gladenbacher Martinskirche reiht sich seit dieser Woche in die Liste der rund 600 Gebäude in Hessen ein, die sich mit dem Prädikat „fledermausfreundliches Haus“ schmücken dürfen. Stefan und Eva Schwichtenberg vom NABU überreichten die entsprechende Plakette im Anschluss an einen Gottesdienst an die beiden Pfarrer Matthias Ulrich und Klaus Neumeister. Fledermäuse nisteten in der Martinskirche praktisch schon so lange, wie diese auch von Menschen besucht werde, stellte Ulrich fest. Aktuell sind es über 500 Tiere, die in den Sommermonaten im Dachgewölbe einen Unterschlupf gefunden haben. Die Zahl klingt hoch, ist aber tatsächlich vergleichsweise gering, wie Eva Schwichtenberg sagt. Zu Hochzeiten waren es nämlich gut dreimal so viele Tiere. Der Rückgang könnte damit zusammenhängen, dass nicht nur der Lebensraum für die Fledermäuse immer geringer wird, sondern auch die Zahl der Insekten, die als Hauptfutterquelle der Tiere gelten, seit Jahren sinkt. „Fledermäuse gibt es bereits seit 50 Millionen Jahren, aber der Mensch hat es fertig gebracht, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten vom Aussterben bedroht sind“, ergänzte Stefan Schwichtenberg. Dass gerade bei der Renovierung der Martinskirche darauf geachtet wurde, den kleinen Säugern auch weiterhin einen Lebensraum zu bieten, findet er nur konsequent. „Die Schöpfung zu bewahren ist eine gemeinsame Aufgabe der Kirche und des NABU“, verdeutlichte er. Das sei schon mit relativ einfachen Mitteln möglich, wie das Beispiel der Martinskirche zeige. Dort wurden zum Beispiel drei Einflugmöglichkeiten in den Dachstuhl geschaffen, die speziell auf die Fledermäuse ausgelegt sind. „Diese haben nämlich einen bestimmten Einflugswinkel, der typisch für die Tiere ist“, sagte Eva Schwichtenberg. Zudem werden die Einflugslöcher überwacht, um sicherzustellen, dass davor keine Raubvögel wie Eulen lauern. Angst davor, dass die Tiere dem Dachstuhl schaden können, braucht man laut Schwichtenberg übrigens nicht zu haben. Sie verursachen keinen Schaden am Gebäude. Kümmern müsse man sich allerdings um den Kot und Urin der Tiere, der tatsächlich die Holzkonstruktion des Daches angreifen kann. Damit das nicht geschieht, wurden bei der Renovierung der Kirche an den Stellen, an denen sich die Tiere eingenistet haben, extra Bohlen ausgelegt, auf die der Kot fällt und von denen er von Zeit zu Zeit aufgefegt werden kann. Die Plakette, die die Matinskirche als „fledermausfreundliches Haus“ ausweist, soll in den nächsten Tagen neben dem Eingang angebracht werden. Das ist auch mit dem Denkmalschutz abgesprochen, der dafür grünes Licht gegeben hat. Wie Eva und Stefan Schwichtenberg betonten, werde der NABU versuchen, im Dachstuhl der Kirche noch eine Möglichkeit der Videoübertragung zu installieren, sodass das Fledermausquartier beobachtet werden kann. Zudem werde man versuchen, neben der hessischen Auszeichnung auch noch die Bundesplakette für das Gebäude zu erhalten, um dadurch deutlich zu machen, wie wichtig es für den Fortbestand der Fledermäuse ist, ihnen entsprechende Quartiere zu bieten.