Der Kiebitz ist in unserem Landkreis vom Aussterben bedroht. Am 8. März 2025 versammelten sich deshalb rund 30 überwiegend junge Helferinnen und Helfer in den Ohmwiesen bei Kirchhain-Großseelheim, um temporäre Prädatoren-Schutzzäune für den Kiebitz auf zwei Ackerflächen zu errichten. Die Ohmwiesen und -äcker sind ein bedeutender Lebensraum für Kiebitze und andere Vogelarten.
Die Aktion wurde von Michaela Weickelt von der NABU-Gruppe Kirchhain geleitet, und zeigt das Engagement der lokalen Gemeinschaft für den Natur- und Artenschutz. Vor Beginn der Arbeiten erläuterte Weickelt den ehrenamtlichen Helfern die Bedeutung des Vogelschutzgebietes Amöneburger Becken als schützenswerten Lebensraum für Kiebitze und viele andere Zugvogelarten. Sie erklärte, dass der Schutz der Kiebitze durch den Aufbau eines Elektrozaunes entscheidend ist, um die am Boden brütenden Vögel vor Fressfeinden wie Füchsen, Waschbären oder Mardern zu bewahren. Werden die in der Regel mit vier Eiern bestückten Gelege des Kiebitzes von diesen gefunden, hat der Kiebitz keine Chance Nachwuchs großzuziehen. Um 1970 gab es etwa 120 Kiebitz-Brutpaare im Ohmbecken, 2018 waren es gerade noch drei Brutpaare, ein dramatischer Rückgang. Der Aufbau von Schutzzäunen erfolgt nun bereits seit acht Jahren. Die Anzahl der Brutpaare hat sich seitdem im Ohmbecken mehr als verdoppelt.
Damit die Bemühungen für den Kiebitz Erfolg haben können, kommt es besonders auf die Kooperation mit den Landwirten an. Zwei Landwirte aus Kirchhain-Großseelheim stellen seit Jahren einen Teil ihrer Ackerflächen zur Verfügung, indem sie die Flächen brach liegen lassen. Sie bereiten den Ackerboden als Schwarzbrache und für das Aufstellen der Zäune vor. Für den ausgefallenen Ertrag erhalten sie Ausgleichsgeld. Organisiert und abgestimmt wird dies über den Fachdienst Agrarförderung und Agrarumwelt des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Der trägt die Verantwortung für Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung von Lebensräumen nach der Vogelschutzrichtlinie.
Nach einer kurzen Einweisung in die notwendigen Schritte und Techniken zum sachgerechten Aufbau des Elektrozaunes machten sich die Aktiven motiviert ans Werk. Mit tatkräftigem Teamgeist wurden die Zäune zügig errichtet. Der Arbeitseinsatz war nicht nur eine Gelegenheit aktiv zum Naturschutz beizutragen, sondern bot auch wertvolle Lernerfahrungen über die Bedingungen und Herausforderungen, denen sich Kiebitze in unserer Agrarlandschaft gegenübersehen. Mit diesem erfolgreichen Einsatz haben die Helfer nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Kiebitze geleistet, sondern auch das Bewusstsein für den Naturschutz in der Region gestärkt. Michaela Weickelt und der NABU planen weitere Aktionen, um die Lebensräume dieser faszinierenden Vögel zu sichern und die Bevölkerung für den Erhalt der Biodiversität zu sensibilisieren.
Der Kiebitz, auch „Gaukler der Lüfte“ genannt, war früher noch sehr häufig zu sehen, mittlerweile aber gilt er als stark gefährdet.
Text: Michaela Weickelt, Fotos: Winfried Kräling